Diskussion über Bremsbeläge

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upndown
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Diskussion über Bremsbeläge

Beitragvon upndown » 11.04.2015, 18:17

Bei uns sind mal wieder so langsam Bremsbeläge fällig. Wir haben die Avid Code R. Für diese gibt es ja verschiedene Bremsbelagtypen: Organisch, gesintert, halbmetallisch...
Allerdings sind die Eigenschaften womöglich sehr unterschiedlich. An meinem MTB habe ich immer organische Bremsbeläge montiert. Die halten relativ lange, "beißen" aber nicht so dramatisch. Da ich mit dem MTB keine Rennen fahre und es mir auch sonst nicht auf die Zehntelsekunde ankommt, ich auch noch nie eine stärkere Bremswirkung vermisst habe, bin ich mit den organischen auch zufrieden. Die Geräuschentwicklung beim Bremsen hält sich auch in Grenzen. Da gibt es ja bei manchen Typen heftige Mahlgeräusche. Das tut mir in den Ohren weh 8)
Aber zurück zum Pino: Hier sind die Verhältnisse ja doch etwas anders. Wir fahren zwar auch keine Rennen und uns kommt es auch nicht darauf an, auf unserer Hausstrecke immer höhere Rekordzeiten zu fahren, wir haben aber immer wieder heftige Berge zu bezwingen. Sowohl rauf als auch runter. Naturgemäß spielt bei der Bergauffahrt die Bremse eine untergeordnete, beim Bergabfahren aber die Hauptrolle. Dabei wird ja immer wieder von Bremsversagen berichtet. (Wir können inzwischen ebenfalls davon berichten :evil: ). Also Luft raus hilft aber ich will mehr.
Und der aufmerksame Mitleser im Forum kann sich denken, dass ich mir dazu Gedanken mache. Also: Hauptproblem ist die Energie, die man beim Bremsen vernichten muss (jaja sie nimmt nur einen anderen Zustand ein. :mrgreen: )
Bei der Bremse möchte ich deshalb, dass sie möglicht viel Energie in eine andere Energieform als Wärme umwandelt. Was gibts denn da für Energieformen:
- Wärme
- Geräusch
- Materialabtragungen (umformungen)
- chemische Prozesse
- elektrische Energie
...

Wenn ich mit meinem laienhaften Verständnis diese Formen anschaue, wäre die Materialabtragung wohl die Form, die sehr viel Energie benötigt. Wärme entsteht da auch noch. Ich hoffe, ich habe jetzt nix wesentliches vergessen.

Also suche ich mir jetzt Bremsbeläge, die schnell verschleissen und hoffe damit auch die 0,5MJ für unseren Hausberg ohne hohe Temperaturen zu "vernichten".

Jemand andere Meinungen? Oder vielleicht sogar einen Vorschlag?
man kann sich auf nichts mehr verlassen, nicht mal mehr auf die Unzuverlässigkeit des Wetterberichts!
Bei "langweiligem Wetter" kann man auch getrost in die Wetterapp gucken, sonst muss man sich mehrerer Informationsquellen bedienen. :mrgreen:

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Re: Diskussion über Bremsbeläge

Beitragvon geraldo2 » 20.04.2015, 21:16

Hallo upndown,

ich kann auch ein Lied von den Bremsen singen. Wir sind "Angstbremser", d.h. meine Frau hat Angst und ich bremse. Lange mäßig steile Abfahrten sind der Tod für das Bremssystem. Sinnvollerweise sollten wir zwischendurch rollen und den Windwiderstand einen Teil der Arbeit tun lassen, aber das ist leider keine Option. Eventuell soll es auch helfen, auf halber Strecke der Abfahrt anzuhalten und einige Minuten zu warten. Bisher habe ich die Überlastung der Bremsen immer erst bemerkt wenn es zu spät war - wenn es roch wie in der Schweißerei.

Meine - unter Zuhilfenahme einer Fahrradfachwerkstatt - durchgeführten Versuche mit anderen Belägen waren nicht erfolgreich. Wir hatten statt der original organischen standfestere gesinterte Beläge montiert. Die sind genauso abgefackelt und haben die Scheiben gleich mitgenommen. Nach etlichen Recherchen lautet der aktuelle Arbeitsstand so: Es gibt keine andere fürs Tandem zugelassene Bremsanlage, die thermisch mehr wegsteckt. Hase hat mir von den jetzt optional verbauten Shimanobremsen indirekt abgeraten (die kochen mit dem Mineralöl nur eher). Die neueren Systeme von Avid sind seitens der Bremsflüssigkeit durch einen größeren Ausgleichsbehälter standfester, d.h. sie blockieren nicht so schnell, die Beläge brennen aber ggf. trotzdem.

Die diabolische Lösung: Wieder organische Beläge montiert und Belagwechsel geübt. Die Hoffnung ist, dass da nur die Beläge sterben und ich unterwegs die Bremse instandsetzen kann, ohne dass immer gleich die Scheiben ausglühen.

Parallel dazu beschäftigen wir uns gerade mit der Frage, ob ein Pedelecantrieb mit Rekuperation (BionX, Heinzmann) eine gewisse Grundbremsleistung bereitstellen könnte, um die Scheibenbremsen zu entlasten. Laut einem Nachrüster sollte BionX etwa 90 Watt Bremsleistung liefern (das wäre nicht viel), man solle sich an der Ladeleistung des zugehörigen Netzteils orientieren. Zu Heinzmann hab ich noch keine Zahlen.

Mit internetten Grüßen
geraldo2

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Re: Diskussion über Bremsbeläge

Beitragvon upndown » 21.04.2015, 20:29

geraldo2 hat geschrieben:ich kann auch ein Lied von den Bremsen singen. Wir sind "Angstbremser", d.h. meine Frau hat Angst und ich bremse. Lange mäßig steile Abfahrten sind der Tod für das Bremssystem. Sinnvollerweise sollten wir zwischendurch rollen und den Windwiderstand einen Teil der Arbeit tun lassen, aber das ist leider keine Option.

achja, den Windwiderstand hatte ich in meiner Aufstellung vergessen. Bei unseren 16%igen Gefällstrecken würde der richtig greifen 8) aber das wird mir dann doch auch zu schnell. Wir nehmen den Hang mit ca. 10km/h.

Ich hatte auch schon an eine Dose Kältespray gedacht. Damit die Bremszange heruntergekühlt ist sicher eine Wucht. Der Preis schreckt dann aber doch und die Umweltbelastung sprechen dagegen. Weitergedacht wären dann eine Heatpipe oder ein Wasserkühler eine Möglichkeit. Shimano hat ja schon Kühlrippen an der Bremse. Und Mineralöl spricht eigentlich gegen die Bremse. Das haben wir mit der Magura schon durch.

geraldo2 hat geschrieben:Eventuell soll es auch helfen, auf halber Strecke der Abfahrt anzuhalten und einige Minuten zu warten. Bisher habe ich die Überlastung der Bremsen immer erst bemerkt wenn es zu spät war - wenn es roch wie in der Schweißerei.

Meine - unter Zuhilfenahme einer Fahrradfachwerkstatt - durchgeführten Versuche mit anderen Belägen waren nicht erfolgreich. Wir hatten statt der original organischen standfestere gesinterte Beläge montiert. Die sind genauso abgefackelt und haben die Scheiben gleich mitgenommen. Nach etlichen Recherchen lautet der aktuelle Arbeitsstand so: Es gibt keine andere fürs Tandem zugelassene Bremsanlage, die thermisch mehr wegsteckt. Hase hat mir von den jetzt optional verbauten Shimanobremsen indirekt abgeraten (die kochen mit dem Mineralöl nur eher). Die neueren Systeme von Avid sind seitens der Bremsflüssigkeit durch einen größeren Ausgleichsbehälter standfester, d.h. sie blockieren nicht so schnell, die Beläge brennen aber ggf. trotzdem.

Wir hatten wenigstens bei der letzten Talfahrt keine blockierten Bremsen mehr - alles neu entlüftet mit neuen Belägen.

geraldo2 hat geschrieben:Parallel dazu beschäftigen wir uns gerade mit der Frage, ob ein Pedelecantrieb mit Rekuperation (BionX, Heinzmann) eine gewisse Grundbremsleistung bereitstellen könnte, um die Scheibenbremsen zu entlasten. Laut einem Nachrüster sollte BionX etwa 90 Watt Bremsleistung liefern (das wäre nicht viel), man solle sich an der Ladeleistung des zugehörigen Netzteils orientieren. Zu Heinzmann hab ich noch keine Zahlen.

Mit internetten Grüßen
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Das habe ich gleich von vornherein mit unserem Freilauf im Antrieb ausgeschlossen. Für eine wirkungsvolle Rekuperation stelle ich mir ca. 1kW für die Talfahrt vor, die wieder in den Akku gesteckt werden sollten. Da sind wir dann bei ca. 30A-40A Ladestrom. Da kocht dann zwar der Bremsbelag nicht mehr ab - nur ein Kabelbrand - Lithium soll ja auch gut brennen, alles nicht sehr erstrebenswert. (ob da ein abgebrannter Bremsbelag nicht die bessere Wahl ist :?: Vielleicht können wir ja eine Anleihe bei der Formel 1 machen, die ja eine wirkungsvolle Rekuperation haben. Ein großer 500V Kondensator mit 1F tät es vielleicht. Sollte man mal durchrechnen. Aber die technologischen Grenzen in Verbindung mit dem nicht unerheblichen Aufwand schrecken...
laut Wikipedia wäre aber die speicherbare Energie im KERS von 2 MJ immerhin im angestrebten Bereich. Phantasiemodus aus. :roll:
man kann sich auf nichts mehr verlassen, nicht mal mehr auf die Unzuverlässigkeit des Wetterberichts!
Bei "langweiligem Wetter" kann man auch getrost in die Wetterapp gucken, sonst muss man sich mehrerer Informationsquellen bedienen. :mrgreen:

Tom

Re: Diskussion über Bremsbeläge

Beitragvon Tom » 22.04.2015, 08:22

Kennt Ihr die "SuDiBe"-Tandemseiten von Dirk Bettge - zwar schon relativ alt, aber sehr fundiert und aufschlussreich!

Zum hier diskutierten Problem findet man in seinem Artikel zu Bremsen am Tandem sehr interessante Diagramme und auch Hinweise, welche Bremsstrategie für lange Abfahrten am Besten funktionieren. Ist zwar damals für Felgenbremsen untersucht worden, aber das Prinzip gilt immer noch...
__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________.
Gruß, Tom

PS: Man kann auch herauslesen, dass Bremsen-Versagen zur großen Gefahr bei langen steilen Abfahrten mit Tandem werden kann, da praktisch alle Fahrradbremsen auf Solo-Fahrräder dimensioniert sind.
Bei einer ITR (Internationalen Tandemralley) vor vielen Jahren ist dadurch eine Stokerin tödlich verunglückt.

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Re: Diskussion über Bremsbeläge

Beitragvon peter86 » 20.06.2015, 22:46

Guten Abend,
um das Problem der extrem hohen Temperatur bei Bergabfahrten ein wenig in den Griff zu bekommen, oder besser gesagt, zu verlagern, habe wir an unserem Pino zwei Bremssysteme angebaut: die Serienmässige Scheibenbremse Avid R und zusätzlich eine Magura Felgenbremse (hinten und vorne). Das setzt natürlich voraus, das der Stocker genau weiss, wann er/sie zu bremsen hat, oder besser gesagt, wann er/sie nicht mehr bremsen darf. Vertrauenssache, was ja beim Pino-Fahren immer mitspielt. Auf diese Weise können wir jedem System die nötige Zeit zum abkühlen lassen oder, wenn alle vier Bremsen gleichzeitig benutzt werden, eine sehr hohe Bremsleistung erzielen. Hat bisher immer hervorragend geklappt. Auch bei längeren, steilen Abfahrten ( z. B. Mont Ventoux, in Südfrankreich). Aber, wie schon gesagt, man muss sich auf seinen Stocker verlassen können.
Guss an alle
Peter


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