Speiche zog Notbremse

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Speiche zog Notbremse

Beitragvon Schaufelfahrer » 21.07.2008, 22:22

Auf unserer Bretagne-Tour (leider ohne Bilder, weil ich Idiot den Chip der Kamera nach 350 Bildern unfreiwillig formatiert habe) haben wir so manches erlebt... Das Schlimmste war eine Tour, bei der die Lenkung immer schwabbeliger wurde: Anhalten - Aha, im Vorderrad war eine Speiche aus dem Gewinde gerissen. Also vorsichtig weiter. Die Schwabbelei hörte über 30km/h auf, also möglichst schnell vorsichtig weiter. Bergab ging das ja ganz gut, aber berauf? (und in der Bretagne gibt es dauernd bergab/bergauf. Deswegen sieht man da kaum Velofahrer.) Schliesslich auch noch Platten hinten. Naja, da wir am gleichen Tag auch schon einen Kettenriss hatten, konnte es ja kaum noch schlimmer kommen.

Wir schoben also bis auf den nächsten Zeltplatz (30kg Gepack...) und ich entdeckte, dass der Platten unsere Rettung war! Alle, ich betone ALLE, Speichen auf der linken Seite des Hinterrades waren lose. Eine hatte sich dann schliesslich unser erbarmt und den Schlauch durchstochen. Die Felge war an 3 Speichenstellen aufgerissen. Vermutlich haben sich anschliessend die restlichen Speichen gelockert. Wenn da was bei 50Km/h passiert wäre... (Dass die Speiche im Vorderrad ausgerissen war, war "nur" ein Nebeneffekt.)
Sowas passiert natürlich Sa. Abend. Und wer glaubt, wir hätten am Montag eine neue Felge bekommen, irrt auch die Fahrradgeschäfte haben in Frankreich am Montag Pastorensonntag. Ausserdem war 14.7. Was bekanntlich der franz. Nationalfeiertag ist. Am Di. Mittag hatten wir dann ein neues Hinterrad und 135 Euro weniger, immerhin macht das ganze jetzt einen stabilen Eindruck.

Erkenntnisse:
1. Wenn man versehentlich seinen Kamerachip formatiert: Chip sofort aus der Kamera herausziehen. Dann kann man hinterher softwaremässig mit Freewareprogrammen noch das meiste retten.

2. Kettenschloss und -glieder in Reserve dabei haben

3. Speichenspannung überprüfen: Harten Gegenstand an die Speichen halten und Rad drehen. Wenn alle Speichen einigermassen gleich klingen, haben sie auch in etwa gleiche Spannung.

4. Bretagne ist kein Fahrradparadies (auf 100km 1500 Höhenmeter)

5. TGV (Französische Schnellbahn) und Pino sind nicht zusammenzubringen. Mietwagen nehmen.

6. Ob man Reifen zu hart (7ata) aufpumpen kann? Möglicherweise sind die Felgen wegen der harten Stösse gerissen.

Vielleicht sollten wir hier mal ein Dokument zusammenstellen mit Service-Arbeiten und Routine-Prüfungen.

Andreas

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Re: Speiche zog Notbremse

Beitragvon Kettensprenger » 22.07.2008, 13:24

Schaufelfahrer hat geschrieben:... im Vorderrad war eine Speiche aus dem Gewinde gerissen ... Schliesslich auch noch Platten hinten. ... am gleichen Tag auch schon einen Kettenriss hatten, konnte es ja kaum noch schlimmer kommen.

... dass der Platten unsere Rettung war! Alle, ich betone ALLE, Speichen auf der linken Seite des Hinterrades waren lose. Eine hatte ... den Schlauch durchstochen. Die Felge war an 3 Speichenstellen aufgerissen. ... Di. Mittag hatten wir dann ein neues Hinterrad und 135 Euro weniger, immerhin macht das ganze jetzt einen stabilen Eindruck.

Erkenntnisse:
...
2. Kettenschloss und -glieder

3. Speichenspannung überprüfen...

...

6. Ob man Reifen zu hart (7ata) aufpumpen kann? Möglicherweise sind die Felgen wegen der harten Stösse gerissen.

Vielleicht sollten wir hier mal ein Dokument zusammenstellen mit Service-Arbeiten und Routine-Prüfungen.

Andreas



Hallo Andreas,

herzlichen Glückwunsch zum -aus gesundheitlicher Sicht- glücklichen Ausgang Eurer Pannenserie.

Die eingerissene Felge hört sich doch nach dieser hasigen Mängelserie an, die hier mehrfach beschrieben wurde, als offensichtlich eine minderwertige Felgencharge verwendet wurde: da müßte Hase kulanterweise einen Teil des Schadens übernehmen.

Speichenrisse hatten wir zu Beginn unserer Pinozeit (5Jahre) gleich auf der ersten großen Tour auch mehrfach am Hinterrad. Bei der anschließenden Inspektion beim Händler wurde nachzentriert und -gespannt, seitdem gab es über viele tausend Kilometer keine Probleme mehr (Rohloff).

Kettenrisse hatten wir schon mehrfach (hintere/Hauptantriebskette). Beim ersten Mal war es wohl ein Produktionsfehler, das Rad war noch fast neu, die Kette hatte sich nicht geöffnet sondern eine Kettenlasche war tatsächlich zerrissen.
Die weiteren Kettendefekte erklärte mein Händler so: Durch den beim Tandem relativ höheren Anpressdruck der Kette auf das Kettenrad wird dieses mehr ausgewalzt als normal. Dies sieht man ggf. an klein erscheinenden Auskragungen im Bereich des Hauptkontaktpunktes zwischen Kette und Kettenrad. Nach und nach wird die Auskragung so breit, daß die Kette auseinandergedrückt wird, irgendwann öffnet sich dann eine Lasche ganz.
Diese Auskragungen kann man ganz leicht abfeilen; seitdem achte ich d'rauf und hatte das Problem nicht mehr.
Passende Kettenglieder und einen Nietendrücker habe ich auf Tour seitdem aber trotzdem immer dabei.

Die 7ata (bar?) sind m.E. bannig viel. Auf meinen Reifen steht als maximaler Druck 5bar (hinten MarathonXR, vorne BigApple50mm). Hinten nutze ich sie aus, vorne hat sich als guter Kompromiß zwischen Federungskomfort für die Vorderfrau, Rollwiderstand und Fahrverhalten 3,5bar als gut erwiesen (wenig Gepäck).
Aus meiner Studentenzeit erinnere ich mich an eine Freundin, die ganz besonders gut aufpumpen wollte und zur Tankstelle ging: hinterher wunderte sie sich über eigenartiges Ruckeln beim Felgenbremsen; sie hatte so viel Druck ausgeübt, daß sich die Felge auseinandergebogen hatte, ein Felgenneukauf war fällig. Man kann es mit dem Aufpumpen der Reifen also auch übertreiben ;-)


Beste Grüße!

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Beitragvon Schaufelfahrer » 22.07.2008, 14:19

Hallo Kettensprenger;
Dies sieht man ggf. an klein erscheinenden Auskragungen im Bereich des Hauptkontaktpunktes zwischen Kette und Kettenrad.

Könntest Du das noch ein bischen ausführlicher beschreiben? Am liebsten mit Bildern!
Danke!
Andreas

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Beitragvon Kettensprenger » 22.07.2008, 15:09

Hallo Andreas,

Fotos gibt's nicht: alles abgefeilt :-)

Wenn Du die Zähne des Kettenrades näher in Augenschein nimmst, ist beim neuen Kettenrad alles glatt und in den "Tälern" überall gleich dick.
Im Bereich der "Täler" befindet sich der Hauptkontaktkpunkt der Kettenrollen mit dem Material des Kettenrades, also dort, wo normalerweise die Abnutzung auch stattfindet. In diesem Bereich war bei unserem Kettenrad statt der Abnutzung (=Material fehlt) eine "Breitwalzung" (=Material ist ortsverändert) aufgetreten, das Kettenrad war also an diesen Punkten breiter geworden (sicht- und fühlbar) und konnte die Kettenlaschen nach und nach etwas von den Bolzen drücken und irgendwann löst sich irgendwo unter Last eine Lasche vom Bolzen, die Kette fällt vom Rad. Dieser Überstand läßt sich nach Ausbau des Kettenrades mit einer Metallfeile überraschend einfach abfeilen.
Mir scheint, daß es eigentlich robustere Kettenräder (Stahl?) für solche Anwendungen geben müßte.

Falls ich mir noch mehr Erklärmühe geben muß, bitte melden.


Beste Grüße!

Tom

Re: Speiche zog Notbremse

Beitragvon Tom » 22.07.2008, 16:33

Hallo Andreas,
Schaufelfahrer hat geschrieben:6. Ob man Reifen zu hart (7ata) aufpumpen kann? Möglicherweise sind die Felgen wegen der harten Stösse gerissen.


Andreas


Imho kann man Reifen natürlich zu hart aufpumpen; bei den am Pino üblichen Reifenbreiten sind "7ata" VIEL zu viel und können (mit) ursächlich für das Versagen der Felge sein.

Da Ihr ja auch nach den ersten "Warnzeichen" noch gefahren seid, kann dann natürlich im sogenannten "Reissverschluss-Effekt" die hintere Felge bis zum Kollaps weitergerissen sein.

Man sollte den angegebenen Maximaldruck nicht mehr als vielleicht 0,5 bar überschreiten.


(@Kettensprenger: Jetzt wissen wir, woher Du Deinen Namen hast :wink: )

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Beitragvon pedaler » 22.07.2008, 17:18

Zum Thema Luftdruck in den Pneus:

Schwalbe schreibt auf ihren Internetseiten mehrfach sinngemäss das folgende: Wir empfehlen unbedingt den Luftdruck der Reifen mindestens einmal im Monat mit einem Manometer zu überprüfen und nachzustellen.

Oder bei einzelnen Reifen scheint es ihnen speziell wichtig zu sein - so beim MarathonPlus:
Hinweis: Nutzen Sie beim Marathon Plus unbedingt ein Manometer zum Einstellen des Luftdrucks. Durch den besonderen Aufbau ist eine Druckprüfung per Daumen nicht ausreichend.

Im weiteren soll um denn Pneu möglichst viele km fahren zu können der maximale Druck gefahren werden.

So viel zum Thema Luftdruck.

Das Hinterrad - lose Speichen und Risse an den Felgenlöchern!

Es tönt sehr nach einem schlecht gebauten Rad - schlecht eingespeicht! Es muss also gar nicht nur an der Felge liegen.

Grüsse aus Australien - Adelaide

Sem und Karin
:D Von der Weltreise gibt es seit Januar 2020 ein erstes Buch!
Aufbrechen um anzukommeN ...von meiner Reise um die Welt!
...ist ab sofort erhältlich im Buchhandel und auf http://buch.sem.li :D

Per Pino gereist war wert den Schweiss.

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HowToPino oder PinoWicki

Beitragvon Schaufelfahrer » 22.07.2008, 23:17

Hallo Sem und Karin,
nun in Australien! Wir haben mit Vergnügen Eure pedalen.ch Einträge verfolgt! Vielen Dank!!!

Aber nochmals zu meinem Vorschlag: In unserem Forum ist viel Know How beieinander: Ich schlage vor, wir erarbeiten ein Dokument HowToPino, das Joachim sicher in diesem Forum verfügbar machen kann, und in dem wir unsere Tricks und Kenntnisse zusammenstellen. Vielleicht hat jemand auch noch eine bessere Idee: z.B. PinoWicki.

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Beitragvon Wildcate » 23.07.2008, 09:19

Hallo Andreas,

auf unseren Marathons sind 5 bar als max. Luftdruck angegeben, wir pumpen meist auf 5,5 bar auf - bei deutlich mehr hätte ich Angst um Felge und Reifen.
Die mehrfachen Speichenbrüche klingen für mich aber durchaus so, als läge es auch an der Felge. Was für eine war es denn? Ihr habt sie vermutlich nicht mehr? Allerdings könntet ihr trotzdem mal bei Hase anfragen, vielleicht sind sie ja kulant und beteiligen sich am Felgenneupreis oder so.
Hauptsache jedenfalls, daß "nur" das Hinterrad Schaden genommen hat und nicht die Besatzung - Technik läßt sich ersetzen.

Zum Pinowiki: An sich eine gute Idee, ich weiß allerdings nicht, wie viel Aufwand das Erstellen von so einem Wiki bedeutet. Eine andere Möglichkeit: es gibt in der Forensoftware, die wir ohnehin schon haben, die Möglichkeit für FAQs/Artikel. Hier könnten entsprechende Artikel eingestellt werden - fehlen nur noch die Schreiber :mrgreen:
Vielleicht machen wir mal eine Ideensammlung in einem neuen Faden?

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Neuer Thread (Faden) für FAQ

Beitragvon Schaufelfahrer » 23.07.2008, 11:12

Vielleicht machen wir mal eine Ideensammlung in einem neuen Faden?
gute Idee!
Hier ist er...
Andreas


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