Pino als Bergziege oder Die Schweiz per Pino

Touren mit Pino, Tandem, Normalrad und Transportfragen mit Bahn, Auto, Flieger

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sype86
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Pino als Bergziege oder Die Schweiz per Pino

Beitragvon sype86 » 17.10.2016, 11:53

Guten Tag an Alle,
dieses Jahr wollten wir endlich mal die Bergtauglichkeit von unserem Pino-Tandem (und unseren Beinen) testen und unternahmen im September eine 3-wöchige Tour durch die schweizer Alpen.
Die Strecke:
Sion (Anfahrt mit dem Auto) - Vevey - Fribourg - Thun - Bring - Brünningpass - Luzern - Klausenpass - Walensee - Chur - Spülenpass - Comer See - Lugano - Bellinzona - Gotthard Pass - Furka Pass - Rhone Tal - Sion
Rund 1100 km und 12 000 Höhenmetern

Für die Planung abonnierte ich mich für ein Jahr bei "SchweizMobil" und hatte somit per Internet Zugang auf eine Landkarte im Massstab 1 : 25 000 mit allen Schweizer Radwegen. Und von diesen gibt es wirklich sehr viele. Die nationalen Wege führen in allen Richtungen quer durchs Land.
Diese Wege sind sehr gut ausgeschildert, vermeiden den Autoverkehr so weit wie möglich und scheuen dafür auch gut befahrbare Feldwege nicht.
So konnte ich die Strecke auf dem Computer planen und diese in mein Garmin GPS Gerät runter laden. Verfahren haben wir uns daher eigentlich nie.

Da wir diesmal überwiegend im Zelt übernachten wollten, war das Gepäck mit rund 50 Kg recht beeindruckend und wir nutzten den ersten Tag entlang der Rhone (autofreier Fahrradweg) und dem Genfer See bis nach Vevey um unseren Rhythmus zu finden. Das Rad steckte das Gepäck ohne murren weg und auf flacher Strecke kamen wir recht zügig vorwärts. Auf dem Campingplatz wurden wir dann das erste Mal mit den Schweizer Preisen konfrontiert:
39,- Franken (=Euro) durften wir für unser kleines Zelt bezahlen. Dafür sind alle Campingplätze sehr sauber und sehr gut ausgestattet, ein Mal sogar mit einem Duschraum für Hunde. Wir schluckten ein paar Mal und waren nun auf ein anderes Preisniveau eingestellt, das sich auch während der gesamten Reise bestätigte. Es ist alles ungefähr doppelt so teuer wie bei uns (Frankreich bzw Deutschland), was jedoch auch dem Gehaltsniveau entspricht.

In Vevey verliessen wir den Genfer See und dazu ging es das erste Mal so richtig bergauf. Wenn man sich genügend Zeit lässt, ist dies mit unserem Gefährt eigentlich gar kein Problem. Wir kurbelten uns in aller Ruhe auch 15 %ige Steigungen hoch. Ein guter Wanderer wäre jedoch schneller gewesen als wir aber man ist ja im Urlaub und hat Zeit. Um das Rad stabil halten zu können, durften wir nicht unter 4 Km/h kommen, was jedoch auch kein Problem darstellte.
Die Landschaft können wir auf den autofreien (oder fast autofreien) Fahrradwegen ungestört geniessen, müssen dies jedoch mit ein wenig mehr Steigungen und steileren Strecken bezahlen. Dies lohnt sich aber auf jeden Fall.
Ich will hier keinen ausführlichen Reisebericht schreiben, sondern nur allgemeine bzw. Pino spezifische Infos aufführen. Wer an einem Reisebericht dieser Tour interessiert ist, kann mit uns Kontakt aufnehmen. Wir führen einen privaten Reise Blog (für Familie und Freunde), den wir gerne mit Interessenten teilen.

Der erste, kleinere Pass war der Brünning Pass, den wir auf ganzer Strecke auf einem Fahrradweg hochradeln. Anfangs ist der nicht geteerte Weg ein wenig gewöhnungsbedürftig, da sich hier das Gepäck doch bemerkbar macht. Nach einiger Zeit ist dies jedoch kein Problem mehr. Die erste Passabfahrt ist dann natürlich ein besonderes Erlebnis und für die Stockerin fast schon wie "Achter-Bahn-fahren".
Hier macht sich unser doppeltes Bremssystem sehr positiv bemerkbar. An unserem Pino haben wir die normalen Avid Code R Scheibenbremsen, die der Captain bedient und zusätzlich noch Magura Felgenbremsen, die vom Stocker bedient werden. Der Stocker (Sylvie) bremst das Rad von den höheren Geschwindigkeiten runter und der Captain (Peter) unterstützt dies wenn nötig bzw übernimmt dann in den Kurven alleine das Bremsmanöver . Diese Methode klappt bei uns auf's Beste. Heißgelaufene Bremsen sind uns unbekannt. Wir haben die ganze Tour und die fünf Pässe mit den gleichen Bremsbelägen machen können. Die Ersatzbelägen haben wir somit nur spazieren gefahren.
Die Serpentinen des Splügen- und Furka-Passes konnten wir somit ohne Zwangspausen zur Kühlung der Bremsen, geniessen. Hier gab es jedoch ein anderes den Fahrspass minderndes Problem: die Fronttaschen, am Gepäckträger unter dem Stockersatz befestigt, scheuerten schon bei recht geringer Kurvenlage auf der Strasse. Wir haben in die Taschen auf beiden Seiten Löcher gescheuert und mussten die Geschwindigkeit in den Serpentinen sehr reduzieren. Jetzt spielen wir mit dem Gedanken, die Fahrradgabel von "Steiner design" einbauen zu lassen, um an Höhe zu gewinnen.
Das Pino hat die Reise ohne zu Murren durchgestanden. Wir mussten mehrmals das hintere Tretlager des Stockers (ist die Bezeichnung so richtig???) ölen, da dieses bei starker Belastung knackte. Mit ein wenig Öl war das jedoch schnell behoben. Ich werde das Lager (Freilauf) jetzt nach 15 000 km auswechseln. Hier sei jedoch auch erwähnt, dass wir einmal auf einem Waldweg eine 20%ige Steigung hochgefahren sind, was natürlich das Material sehr belastet. Ein Speichenbruch am Hinterrad wäre noch zu erwähnen, der jedoch nach 20 Minuten repariert war. Bei den manchmal doch recht holprigen Wegen die wir gefahren sind ist auch dies nicht dem Tandem anzulasten.

Höhepunkte waren:
Die liebliche Weidelandschaft in der Gegend von Bulle, die Abfahrt des Klassenpasses auf den Urner Boden, die Auf- und Abfahrt des Spülen Passes nach Italien (vom Herbst in den Frühling), die Auffahrt des Gotthards ab Airolo auf der alten Passstrasse, der "Tremola" und das obere Rhonetal bis Brig, mit seinen wunderbaren Dörfern und alten Holzhäusern. Ebenso natürlich die Städte Fribourg und Luzern.
Das Wetter meinte es auf der gesamten Tour sehr gut mit uns, denn wir konnten 20 Tage bei Sonne fahren. In Brigga, hinter dem Furkapass, wachten wir morgens bei nur 1ºC auf und es war nicht so leicht die Schlafsäcke zu verlassen. Auch der Fahrradsitz von Sylvie musste enteist werden. Jedoch fuhren wir zwei Stunden später schon wieder im T-Shirt!

Die Schweiz ist wirklich ein sehr schönes Fahrradland, mit sehr gut ausgebauten und beschilderten Radwegen. Auch die Autofahrer, sofern wir auf Strassen mit Verkehr fuhren, waren sehr rücksichtsvoll und vorsichtig. Zu gefährlichen Situationen ist es nie gekommen. Der einzige "Hick" ist, dass man doch recht viel "Kleingeld" braucht, welches sich dann auch sehr schnell verflüchtigt.

Grüsse an Alle
Sylvie und Peter

filmer007
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Re: Pino als Bergziege oder Die Schweiz per Pino

Beitragvon filmer007 » 25.10.2016, 21:18

Hallo!
Das klingt interessant, da ihr richtig Berg erfahren seit, habe ich eine Frage an euch:
Wir wohnen in Tirol und da gibt es zwar nicht so hohe Berge wie in der Schweiz, aber auch wir fahren auf somanche alm im Sommer.
Allerdings haben wir mit den glatten Reifen so unsere Probleme, rutschen immer wieder durch,deshalb meine Frage, welche Bereifung habt ihr drauf, es gibt ja für das kleine Vorderrad fast keinen tandemtauglichen reifen.
Liebe Gruesse Burgi

sype86
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Re: Pino als Bergziege oder Die Schweiz per Pino

Beitragvon sype86 » 09.11.2016, 19:01

Hallo,
wir fahren seid Beginn mit Reifen der Firma Schwalbe. Vorne ist es der Marathon Plus. Dieser Reifen ist sehr stabil, rollt gut und auf Feldwegen, wenn sie nicht zu matschig sind, ist es ein akzeptabler Kompromiss. Letztlich sind wir jedoch bei einer Tour wo die Strasse sich in einen Feld- und dann Wanderweg wandelte, mit dem Vorderrad total weggerutscht und haben uns hingelegt. Dank geringer Geschwindigkeit gabs jedoch keinen Schaden. Bei rutschigem Untergrund hat dieser Reifen also seine Grenzen, was jedoch auch eine Folge der Grösse (geringen Grösse) des Vorderrades ist.
Am Hinterrad benutzen wir den Marathon Plus Tour und sind sehr zufrieden damit. Nach 15 000 Km haben wir die Reifen aus Sicherheitsgründen vor der Tour gewechselt. Sie hätten sicherlich noch einige Kilometer gehalten.
Der Pannenschutz dieser Reifen ist ebenfalls sehr gut: einen Platten auf 15 000 km! Dies hängt jedoch auch mit den benutzten Strassen (Wegen) zusammen.
Pinogrüsse von
Peter

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Re: Pino als Bergziege oder Die Schweiz per Pino

Beitragvon eidexe » 10.11.2016, 22:46

Wir fahren die Schwalbe Marathon Green Guard vorn und hinten. Auf Straßen auch bei zügiger Bergabfahrt sehr sicher, festgefahrener Lehm oder Sand geht auch noch gut. Sehr schwierig wird es bei Rollsplitt oder Waldwegen mit Kiesel/Steindecke. Da habe ich oft das Gefühl, dass ich lieber nicht gleichzeitig lenken und bremsen sollte. Auf so einem Untergrund bin ich mit zwei Kindern (Stoker plus Follow-Me mit Kinderfahrrad) in etwa 8% Gefälle in einer engen Rechtskurve in diesem Sommer auch mal ausgerutscht. Da wir langsam unterwegs waren, gab es zum Glück nur kleine Schrammen und auch keinen Fahrradsalat.


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