Pino1 vs. Pino2 und der Urvater Periskop
Verfasst: 01.07.2005, 06:34
Hallo,
in der Hoffnung, daß das mein letzter Monolog ist und wir bald noch ein bißchen Zulauf im Forum bekommen hier wie angekündigt ein erster Anfang für die Unterschiede Pino1 zu Pino2.
Zunächst gab es wohl bis Mitte der Neunziger vor dem Pino1 von Hase das Periskop, das aber scheinbar in Konstruktion und/oder Fahreigenschaften deutlich schlechter war. Fotos habe ich bisher keine gefunden, einziger kurzer Hinweis zum Periskop bisher hier (dass es "fehlkonstruiert" sei): http://tandem-fahren.de/Modelle/Lieger/ ... .html#view
Das Pino1 wurde von Hase von ca. 1996 bis 2003 gebaut und dann durch das Pino2 abgelöst. Hase selbst unterscheidet die Pinos nicht, weder durch den Namen des neuen noch wurde/wird auf Änderungen besonders hingewiesen. Mit dem Wechsel wurde der Listenpreis um rund 200 Euro (in meinen Augen berechtigt) angehoben.
Auffälligste Änderung ist das jetzt vorne nicht mehr grade sondern gebogene Hauptrahmenrohr, Zweck dieser aufwendigen Rahmenlinie ist mir nicht sicher bekannt, ich vermute verbesserte Fahreigenschaften.
Außerdem ist die statisch ziemlich ungünstige Geometrie des Sattelrohres überm Tretlager jetzt nicht mehr gebogen sondern grade und der Captain sitzt nicht mehr ganz so weit hinter dem Tretlager bzw. über dem Hinterrad sondern annähernd wie auf einem Normalrad. Der Radstand sieht verlängert aus, ingesamt ist die Rahmengeometrie scheinbar in puncto Stabilität, Sitzposition und Fahreigenschaften optimiert worden.
Der Lenker bietet beim Pino2 mehr Verstellmöglichkeiten, zum Beispiel läßt er sich jetzt über einen Schnellspanner flott ein ganzes Stück vor oder zurückkippen.
Als nächstes wurde von Magura Felgenbremsen auf Magura Julie Tandem Scheibenbremsen umgestellt, nach dem, was man von gelegentlichen Felgenplatzern bei längeren Gebirgsabfahrten mit Gepäck hört, zurecht. Auch die Bremsleistung scheint mit der Julie besser zu sein und die nötigen Handkräfte geringer.
Laufräder bzw. -felgen wurden verbessert bzw. breiter. Nur wenigstens 36 statt 32 Loch würde ich mir hinten wünschen...
Der Sitz wurde scheinbar ergonomisch optimiert und ist jetzt in der Neigung etwas verstellbar, wobei ich nicht weiß, wie bequem oder unbequem oder verstellbar er vorher war. Druckstellen am Rücken hat meine Frau jedenfalls auch noch auf dem neuen gelegentlich.
Gepäckträger und Lowrider wurden verbessert, der Lowrider kann jetzt bis zu vier Ortliebs aufnehmen (meiner Meinung nach aber nur maximal zwei Back- und zwei Frontroller). Insgesamt ist das Pino mit dem aufnahmefreudigeren Lowrider und seiner günstigen Position wesentlich besser gepäckgeeignet als normale Tandems.
Ob es den neuen stabilen (Bäckerrad-)Ständer schon beim Pino1 gab, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es Geschmacksache, ob man sich diesen teuren Luxus gönnen will.
Die Kettenführung der Synchronkette wechselte von rechts nach links, dadurch ist der Freilauf für den Stoker jetzt sinnvollerweise im Tretlager des Captains. Außerdem ist der Kettenspanner geändert worden, jetzt ohne Feder mit 10er Schlüssel zu verstellen, dafür spannt er mehr Kette, schätzungsweise 30cm.
Die 3x7-Kette-Naben-Schaltung ist einer reinen 3x8/9-Kettenschaltung gewichen, was ich persönlich aus zwei Gründen bedauerlich finde. Zum einen ist die 3-Gang-Nabe zum Runterschalten beim Anfahren grade beim Tandem ideal, zum anderen ist durch den Sprung von 7- auf 8-fach der Speichenwinkel am Hinterrad steiler und die Speichenbelastung größer geworden. Andererseits war vielleicht die 3x7-Nabe nicht so gut tandemgeeignet, ich habe darüber weder Gutes noch Schlechtes gehört. Vielleicht verbaut Hase aber auch noch auf ausdrücklichen Wunsch 3x7- oder 3x8-Kette-Naben-Schaltung.
Darüberhinaus bietet Hase jetzt auch zwei leichte Rennversionen des Pino an (vorher auch schon?), mit Schalensitz und diversen Carbon und Aluteilen zur Gewichtsersparnis, die Titanrahmenversion mit (für mich) unglaublichen 13,7 kg! Allerdings auch zu einem ziemlich unglaublichen Preis, für den man mehr als zwei normale Pinos bekommt.
http://www.hase-bikes.com/des/ttpino/in ... &showPic=5
http://www.hase-bikes.com/des/ttpino/index.php
Vor allem - und in meine Augen auch wichtig - scheint mir Hase in den letzten Jahren eine Riesenentwicklung (vielleicht ein bißchen ähnlich zu Riese&Müller in Darmstadt) zu einem erfahrenen mittelgroßen Spezialradhersteller gemacht zu haben und die meisten Räder haben sich von mutigen, manchmal vielleicht noch etwas holprigen Sonderkonstruktionen in Kleinstserien zu ausgereiften Serienprodukten entwickelt, für die man - so einem das Grundkonzept behagt - ohne Bedenken daß das Rad auseinanderfällt oder der Hersteller nächstes Jahr zumacht - das viele Geld ausgeben kann.
Trotz der Vorteile des Pino2 hatte ich bei den bisherigen Fahrten mit dem Pino1 nie das Gefühl, daß es ein unausgereiftes oder schlechtes Rad ist, das "Pinofeeling" kommt da bereits genauso toll rüber und das Rad ist auch bereits voll alltags- und reisetauglich. Das Pino2 ist lediglich in vielen Details sehr sinnvoll verbessert, dafür eben etwas teurer geworden. Wenn man noch irgendwo günstig oder als Vorführmodell ein Pino1 erwerben kann, nur zu!
Mit dem Pino2 sind aber fast alle Kritikpunkte am Pino1 behoben werden, Lenker, Vorderrad (größeres Reifenangebot, Federgabel), Sitzposition hinten, Bremsen. Und wem das normale Pino zu langsam ist, auch der hat jetzt denke ich mit den Rennversionen genug Möglichkeiten es mit "normalen" Renntandems aufzunehmen...
Wem das Grundprinzip des Pino zusagt, kann in meinen Augen inzwischen bedenkenlos zu diesem "Sonderlings-"Tandem greifen, egal was andere unken. Dafuer wird man mit einem Fahrspass fuer beide und besonders fuer den Vorderen belohnt, den kein Normaltandem bietet.
Mit der Bitte um Korrekturen&Ergänzungen
Besten Gruß
Jo
in der Hoffnung, daß das mein letzter Monolog ist und wir bald noch ein bißchen Zulauf im Forum bekommen hier wie angekündigt ein erster Anfang für die Unterschiede Pino1 zu Pino2.
Zunächst gab es wohl bis Mitte der Neunziger vor dem Pino1 von Hase das Periskop, das aber scheinbar in Konstruktion und/oder Fahreigenschaften deutlich schlechter war. Fotos habe ich bisher keine gefunden, einziger kurzer Hinweis zum Periskop bisher hier (dass es "fehlkonstruiert" sei): http://tandem-fahren.de/Modelle/Lieger/ ... .html#view
Das Pino1 wurde von Hase von ca. 1996 bis 2003 gebaut und dann durch das Pino2 abgelöst. Hase selbst unterscheidet die Pinos nicht, weder durch den Namen des neuen noch wurde/wird auf Änderungen besonders hingewiesen. Mit dem Wechsel wurde der Listenpreis um rund 200 Euro (in meinen Augen berechtigt) angehoben.
Auffälligste Änderung ist das jetzt vorne nicht mehr grade sondern gebogene Hauptrahmenrohr, Zweck dieser aufwendigen Rahmenlinie ist mir nicht sicher bekannt, ich vermute verbesserte Fahreigenschaften.
Außerdem ist die statisch ziemlich ungünstige Geometrie des Sattelrohres überm Tretlager jetzt nicht mehr gebogen sondern grade und der Captain sitzt nicht mehr ganz so weit hinter dem Tretlager bzw. über dem Hinterrad sondern annähernd wie auf einem Normalrad. Der Radstand sieht verlängert aus, ingesamt ist die Rahmengeometrie scheinbar in puncto Stabilität, Sitzposition und Fahreigenschaften optimiert worden.
Der Lenker bietet beim Pino2 mehr Verstellmöglichkeiten, zum Beispiel läßt er sich jetzt über einen Schnellspanner flott ein ganzes Stück vor oder zurückkippen.
Als nächstes wurde von Magura Felgenbremsen auf Magura Julie Tandem Scheibenbremsen umgestellt, nach dem, was man von gelegentlichen Felgenplatzern bei längeren Gebirgsabfahrten mit Gepäck hört, zurecht. Auch die Bremsleistung scheint mit der Julie besser zu sein und die nötigen Handkräfte geringer.
Laufräder bzw. -felgen wurden verbessert bzw. breiter. Nur wenigstens 36 statt 32 Loch würde ich mir hinten wünschen...
Der Sitz wurde scheinbar ergonomisch optimiert und ist jetzt in der Neigung etwas verstellbar, wobei ich nicht weiß, wie bequem oder unbequem oder verstellbar er vorher war. Druckstellen am Rücken hat meine Frau jedenfalls auch noch auf dem neuen gelegentlich.
Gepäckträger und Lowrider wurden verbessert, der Lowrider kann jetzt bis zu vier Ortliebs aufnehmen (meiner Meinung nach aber nur maximal zwei Back- und zwei Frontroller). Insgesamt ist das Pino mit dem aufnahmefreudigeren Lowrider und seiner günstigen Position wesentlich besser gepäckgeeignet als normale Tandems.
Ob es den neuen stabilen (Bäckerrad-)Ständer schon beim Pino1 gab, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es Geschmacksache, ob man sich diesen teuren Luxus gönnen will.
Die Kettenführung der Synchronkette wechselte von rechts nach links, dadurch ist der Freilauf für den Stoker jetzt sinnvollerweise im Tretlager des Captains. Außerdem ist der Kettenspanner geändert worden, jetzt ohne Feder mit 10er Schlüssel zu verstellen, dafür spannt er mehr Kette, schätzungsweise 30cm.
Die 3x7-Kette-Naben-Schaltung ist einer reinen 3x8/9-Kettenschaltung gewichen, was ich persönlich aus zwei Gründen bedauerlich finde. Zum einen ist die 3-Gang-Nabe zum Runterschalten beim Anfahren grade beim Tandem ideal, zum anderen ist durch den Sprung von 7- auf 8-fach der Speichenwinkel am Hinterrad steiler und die Speichenbelastung größer geworden. Andererseits war vielleicht die 3x7-Nabe nicht so gut tandemgeeignet, ich habe darüber weder Gutes noch Schlechtes gehört. Vielleicht verbaut Hase aber auch noch auf ausdrücklichen Wunsch 3x7- oder 3x8-Kette-Naben-Schaltung.
Darüberhinaus bietet Hase jetzt auch zwei leichte Rennversionen des Pino an (vorher auch schon?), mit Schalensitz und diversen Carbon und Aluteilen zur Gewichtsersparnis, die Titanrahmenversion mit (für mich) unglaublichen 13,7 kg! Allerdings auch zu einem ziemlich unglaublichen Preis, für den man mehr als zwei normale Pinos bekommt.
http://www.hase-bikes.com/des/ttpino/in ... &showPic=5
http://www.hase-bikes.com/des/ttpino/index.php
Vor allem - und in meine Augen auch wichtig - scheint mir Hase in den letzten Jahren eine Riesenentwicklung (vielleicht ein bißchen ähnlich zu Riese&Müller in Darmstadt) zu einem erfahrenen mittelgroßen Spezialradhersteller gemacht zu haben und die meisten Räder haben sich von mutigen, manchmal vielleicht noch etwas holprigen Sonderkonstruktionen in Kleinstserien zu ausgereiften Serienprodukten entwickelt, für die man - so einem das Grundkonzept behagt - ohne Bedenken daß das Rad auseinanderfällt oder der Hersteller nächstes Jahr zumacht - das viele Geld ausgeben kann.
Trotz der Vorteile des Pino2 hatte ich bei den bisherigen Fahrten mit dem Pino1 nie das Gefühl, daß es ein unausgereiftes oder schlechtes Rad ist, das "Pinofeeling" kommt da bereits genauso toll rüber und das Rad ist auch bereits voll alltags- und reisetauglich. Das Pino2 ist lediglich in vielen Details sehr sinnvoll verbessert, dafür eben etwas teurer geworden. Wenn man noch irgendwo günstig oder als Vorführmodell ein Pino1 erwerben kann, nur zu!
Mit dem Pino2 sind aber fast alle Kritikpunkte am Pino1 behoben werden, Lenker, Vorderrad (größeres Reifenangebot, Federgabel), Sitzposition hinten, Bremsen. Und wem das normale Pino zu langsam ist, auch der hat jetzt denke ich mit den Rennversionen genug Möglichkeiten es mit "normalen" Renntandems aufzunehmen...
Wem das Grundprinzip des Pino zusagt, kann in meinen Augen inzwischen bedenkenlos zu diesem "Sonderlings-"Tandem greifen, egal was andere unken. Dafuer wird man mit einem Fahrspass fuer beide und besonders fuer den Vorderen belohnt, den kein Normaltandem bietet.
Mit der Bitte um Korrekturen&Ergänzungen
Besten Gruß
Jo