Es war der Sommer, der von Abstandsregeln, Inzidenzen und Wahrscheinlichkeiten geprägt war. Nichts schien möglich und alles konnte passieren. Lange her! Fünf Jahre, um genau zu sein.
Von unseren Plänen, mit den Rädern nach Skandinavien zu fahren, verabschiedeten wir uns im Laufe des Frühjahrs. Zu groß war meine Sorge, mit dem Pino jenseits einer geschlossenen Grenze fest zu hängen. Aus Dänemark und Schweden wurden Brandenburg und die Havel. Die Wahl des Zielgebiets war zufallsgesteuert und die Schnittmenge aus Erreichbarkeit, Campingplatzdichte und erhofftem Erlebniswert.
Das Pino, sein Stoker, unzählige Packtaschen und ich reisten mit dem Auto an, alle anderen schlugen sich mit der Bahn durch. Treffpunkt war Waren an der Müritz, wo wir die erste und letzte Nacht in einer Pension verbrachten und das Auto für zwei Wochen parken durften.
Die Zutaten für unseren Urlaub waren:
5 Radelnde
4 Räder
3 Zelte
2 Kocher
1 Frisbee
Unsere Rundreise folgte in etwa folgendem Weg (im Detail krieg ich das nicht mehr zusammen):
Waren / Müritz - Havelquelle - Ravensbrück / Fürstenberg - Gransee - Zehdenick - Werbellinsee - Oranienburg - Potsdam - Werder / Havel - Brandenburg / Havel - Rathenow - Stölln - Wustehausen - Mirow - ab Rechlin mit dem Schiff zurück nach Waren
Der Stoker in jungen Jahren, damals noch mit Kurbelverkürzern unterwegs
Glück ist Erwartungsmanagement, heißt es. Wir hatten nichts erwartet, außer mal wieder raus zu kommen, und bekamen einen kleinen Bullerbü-Urlaub geschenkt.
Die Campingplätze reichten von top-modern bis „etwas aus der Zeit gefallen“, letztere mit einer sympathischen Portion Rest-Anarchie, und mit dieser Mischung ließ es sich gut leben. Auf den einen gab es warme Duschen, auf den anderen Lagerfeuerromantik und kühle Getränke auf Strichliste. Die Radwege abschnittsweise recht sandig, bei trockenem Wetter muss auch mal geschoben werden, blieb aber alles im Rahmen.
Im Anschluss ein paar Eindrücke. Uns hat es in dieser Ecke Deutschland’s sehr gut gefallen, und trotz der Umstände 2020 war es ein toller Urlaub geworden.
In Stölln probierte sich Otto Lilienthal Ende des 19. Jahrhunderts im Fliegen aus. Ein ehemaliges Langstreckenflugzeug, eine Iljuschin Il-62, wurde 1989 hier auf dem Acker gelandet und kann seitdem besichtigt werden.
Havelradweg, Sommer 2020
Moderator: Wildcate
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