Vom Pino zum eigenen Fahrrad - ein Erfahrungsbericht
Verfasst: 05.05.2025, 19:48
Über das lange 1.Mai-Wochenende sind wir einen Teil des Emsradwegs zwischen Rheine und Leer gefahren. Nicht mit dem Pino, sondern mit den ganz normalen Rädern. Ein paar Eindrücke davon (denn die Strecke wäre auch für ein Pino schön und lohnenswert!) sind hier eingestellt: https://pinoforum.de/phpBB2/viewtopic.php?f=2&t=2359
Warum ich davon erzähle? Weil dies für meinen Sohn eine tolle Leistung war, an deren Erreichen irgendwie auch das Pino Anteil hatte. Und da aus den Neuvorstellungen hier im Forum ja manchmal durchschimmert, dass auch zukünftige Pinonauten gerne mitlesen, die sich noch in der Entscheidungsphase befinden, möchte ich diese Tour zum Anlass nehmen, unsere Geschichte zu erzählen.
Mein behinderter Sohn hatte zunächst die gängige Fahrrad-Transportkarriere hinter sich: Baby-Hängematte im Fahrradanhänger, Kindersitz, und wieder Fahrradanhänger. Irgendwann war er so groß, dass er mein Hinterrad mit den Füßen runterbremsen konnte. Spätestens da war klar, dass ein neues Mobilitätskonzept her musste. Mama-Taxi kam nicht in Frage. Meine Kriterien waren: (1) er sollte selber ein Mindestmaß an Eigenaktivität beitragen können (also kein Lastenrad), und (2) ich wollte ihn gerne im Blick haben (also kein follow-me etc.). Bei allen Lösungen, die sich in meinem Rücken befinden würden, hatte ich -zumindest damals- ernsthafte Sorgen, dass er mir an der nächsten roten Ampel ab/aussteigen und spazieren gehen würde. So kam vor knapp acht Jahren das Pino in unser Leben. Der Stokerfreilauf wurde ausgeschaltet, um Kriterium 1 zu erfüllen. Während unserer Pino-Entscheidungs- und Anschaffungsphase hörte ich mehrfach von anderen Eltern als Kontra-Argument, dass das „bequeme Mitfahren“ auf dem Pino dem Erlernen des eigenständigen Radfahrens im Weg stehen würde.
Diese Sorge war unbegründet.
Die inzwischen übliche Trilogie aus Dreirad, Laufrad und 12‘‘-Pukyrad zum Radfahren lernen klappte bei uns nicht. Mein Sohn verweigerte die ersten beiden und fuhr alle Fahrradmodelle bis 20‘‘ mit quietschenden Stützrädern und jeder Versuch, es ohne zu probieren, war zum Scheitern verurteilt. Etwa 1,5 Jahre, nachdem das Pino eingezogen war, kamen die Stützräder trotzdem weg in einer Art Schocktherapie, nicht zuletzt weil die Stützradindustrie ihn mit größer werdenden Rädern bald nicht mehr zur Zielgruppe zählen würde. Inzwischen war mein Sohn 12 Jahre alt. Die Wutanfälle, die dem Verlust der Stützräder folgten, suchten ihresgleichen.
Und trotzdem: viel schneller als erwartet fuhr das Kind nach wenigen Tagen selber mit dem Rad im Park seine Runden. Wackelig, risiko-affin, die Augen mehr auf seine Füße denn auf die Umgebung gerichtet, aber es fuhr. In Schlangenlinien auf den Feldwegen zwischen den Entwässerungsgräben (aus denen ich ihn mehr als einmal rausfischen musste), aber es fuhr. Es entdeckte den Spaß am Bremsen auf Schotter, das Durchkreuzen von Pfützen (je tiefer je lieber) und verlangte zügig nach eigener Lenkertasche und Tacho. Jedes Mal, wenn dieser nicht tat, konnten wir nicht losfahren, weil: „die Zahlen sind weg!“. Es entdeckte, dass fahren mit hohen Zahlen mehr Spaß macht als fahren mit niedrigen Zahlen und dass man auch im Stehen fahren kann. Und deswegen war es nun an der Zeit, die nächste Herausforderung anzugehen: mit eigenen Packtaschen am eigenen Fahrrad inklusive Fußballklingel (wichtig!) eine mehrtägige Radtour. Das Emsland erwies sich als das perfekte Übungsterrain, wo wir in vier Tagen knapp 200km erradelten.
Ich bin überzeugt, dass die vielen Pino-Kilometer ihm das letzte, fehlende Stück Gleichgewichtssinn mitgegeben haben die es brauchte, alleine die Balance halten zu können. Und so können wir mittlerweile je nach Verkehrslage, Strecke und meiner Geduld zwischen Pino und eigenem Fahrrad wählen. Einziger Wermutstropfen: Der Preis des eigenständigen Fahrens sind sinkende Pino-Kilometer…
Dies ist unsere Geschichte. Andere Familien haben andere Geschichten. Ich würde mich freuen, wenn unsere kleine Rückschau anderen bei der Entscheidungsfindung hilft!
PS. Und lange nach dem Pinofahren klappte es dann auch mit Roller- und Laufradfahren (-:
Warum ich davon erzähle? Weil dies für meinen Sohn eine tolle Leistung war, an deren Erreichen irgendwie auch das Pino Anteil hatte. Und da aus den Neuvorstellungen hier im Forum ja manchmal durchschimmert, dass auch zukünftige Pinonauten gerne mitlesen, die sich noch in der Entscheidungsphase befinden, möchte ich diese Tour zum Anlass nehmen, unsere Geschichte zu erzählen.
Mein behinderter Sohn hatte zunächst die gängige Fahrrad-Transportkarriere hinter sich: Baby-Hängematte im Fahrradanhänger, Kindersitz, und wieder Fahrradanhänger. Irgendwann war er so groß, dass er mein Hinterrad mit den Füßen runterbremsen konnte. Spätestens da war klar, dass ein neues Mobilitätskonzept her musste. Mama-Taxi kam nicht in Frage. Meine Kriterien waren: (1) er sollte selber ein Mindestmaß an Eigenaktivität beitragen können (also kein Lastenrad), und (2) ich wollte ihn gerne im Blick haben (also kein follow-me etc.). Bei allen Lösungen, die sich in meinem Rücken befinden würden, hatte ich -zumindest damals- ernsthafte Sorgen, dass er mir an der nächsten roten Ampel ab/aussteigen und spazieren gehen würde. So kam vor knapp acht Jahren das Pino in unser Leben. Der Stokerfreilauf wurde ausgeschaltet, um Kriterium 1 zu erfüllen. Während unserer Pino-Entscheidungs- und Anschaffungsphase hörte ich mehrfach von anderen Eltern als Kontra-Argument, dass das „bequeme Mitfahren“ auf dem Pino dem Erlernen des eigenständigen Radfahrens im Weg stehen würde.
Diese Sorge war unbegründet.
Die inzwischen übliche Trilogie aus Dreirad, Laufrad und 12‘‘-Pukyrad zum Radfahren lernen klappte bei uns nicht. Mein Sohn verweigerte die ersten beiden und fuhr alle Fahrradmodelle bis 20‘‘ mit quietschenden Stützrädern und jeder Versuch, es ohne zu probieren, war zum Scheitern verurteilt. Etwa 1,5 Jahre, nachdem das Pino eingezogen war, kamen die Stützräder trotzdem weg in einer Art Schocktherapie, nicht zuletzt weil die Stützradindustrie ihn mit größer werdenden Rädern bald nicht mehr zur Zielgruppe zählen würde. Inzwischen war mein Sohn 12 Jahre alt. Die Wutanfälle, die dem Verlust der Stützräder folgten, suchten ihresgleichen.
Und trotzdem: viel schneller als erwartet fuhr das Kind nach wenigen Tagen selber mit dem Rad im Park seine Runden. Wackelig, risiko-affin, die Augen mehr auf seine Füße denn auf die Umgebung gerichtet, aber es fuhr. In Schlangenlinien auf den Feldwegen zwischen den Entwässerungsgräben (aus denen ich ihn mehr als einmal rausfischen musste), aber es fuhr. Es entdeckte den Spaß am Bremsen auf Schotter, das Durchkreuzen von Pfützen (je tiefer je lieber) und verlangte zügig nach eigener Lenkertasche und Tacho. Jedes Mal, wenn dieser nicht tat, konnten wir nicht losfahren, weil: „die Zahlen sind weg!“. Es entdeckte, dass fahren mit hohen Zahlen mehr Spaß macht als fahren mit niedrigen Zahlen und dass man auch im Stehen fahren kann. Und deswegen war es nun an der Zeit, die nächste Herausforderung anzugehen: mit eigenen Packtaschen am eigenen Fahrrad inklusive Fußballklingel (wichtig!) eine mehrtägige Radtour. Das Emsland erwies sich als das perfekte Übungsterrain, wo wir in vier Tagen knapp 200km erradelten.
Ich bin überzeugt, dass die vielen Pino-Kilometer ihm das letzte, fehlende Stück Gleichgewichtssinn mitgegeben haben die es brauchte, alleine die Balance halten zu können. Und so können wir mittlerweile je nach Verkehrslage, Strecke und meiner Geduld zwischen Pino und eigenem Fahrrad wählen. Einziger Wermutstropfen: Der Preis des eigenständigen Fahrens sind sinkende Pino-Kilometer…
Dies ist unsere Geschichte. Andere Familien haben andere Geschichten. Ich würde mich freuen, wenn unsere kleine Rückschau anderen bei der Entscheidungsfindung hilft!
PS. Und lange nach dem Pinofahren klappte es dann auch mit Roller- und Laufradfahren (-: