Erstattung durch Krankenkasse?

Immer wieder auftauchende Fragen und Antworten zu Pino, Tandem & Co.

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netbees
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Erstattung durch Krankenkasse?

Beitragvon netbees » 25.04.2017, 20:02

Hallo Pino-Gemeinde,

hat jemand Erfahrung bei der Erstattung eines Pino (Steps) durch die Krankenkasse als Hilfsmittel?

Meine Frau hat MS, ist kaum gehfähig und erblindet - kann also alleine kein Behinderten-Dreirad fahren (das erstattungsfähig wäre).
Behinderten-Tandems sind bei unserer Kasse leider pauschal ausgeschlossen.
Unser Antrag wurde daher abgelehnt und wir haben einen Widerspruch eingelegt.
Bei Gesprächen mit der KK hat man mir gesagt, dass es hilfreich wäre, wenn ich auf bereits durch Krankenkassen erstatte Behinderten-Tandems verweisen könnten.
Hat jemand hier Erfahrungen / bereits ein Pino (Steps) ertattet bekommen?

Viele Grüße,
-Axel-

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Re: Erstattung durch Krankenkasse?

Beitragvon Vorne. » 26.04.2017, 16:07

Hi Axel
... und willkommen im Forum ... also hoffentlich demnächst "zurecht" ;-)
Hast Du mit Hase selbst schon gesprochen? Die sind recht auf Zack, was solche KK-Belange angeht.
Ansonsten versuchte ich an Deiner Stelle, Anbieter um Rat zu fragen, die solche Kombiräder herstellen, wo man vorne einen Rolli aufnehmen kann (die Gustav-Werner-Stiftung z.B. hat ein solches Rad im Programm); sollte da schon mal eine Bewilligung vorliegen, kannst Du das Stufentandem ja als ein Upgrade "verkaufen", schließlich *bewegt* sich Deine Frau ja dann aktiv auf dem Teil.
Aber vielleicht kommt hier ja noch ein Forenmitglied um die Ecke, der Dir weiterhelfen kann.
Ich für meinen Teil freute mich, wenn Du hier schriebst, wie das weiter- bzw. ausgegangen ist ...

HTH

Grüße

Urs

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Re: Erstattung durch Krankenkasse?

Beitragvon upndown » 26.04.2017, 17:47

netbees hat geschrieben:hat jemand Erfahrung bei der Erstattung eines Pino (Steps) durch die Krankenkasse als Hilfsmittel?

Hallo Axel,
dazu gab es hier im Forum schon viele Kommentare.
Leider hat das Pino keine Hilfsmittelnummer aber es gibt KK, die es finanzieren bzw. bezuschussen. Wichtig ist dass du erst die Verordnung vom Arzt einholst und dann erst kaufst, wenn die KK genehmigt hat.
man kann sich auf nichts mehr verlassen, nicht mal mehr auf die Unzuverlässigkeit des Wetterberichts!
Bei "langweiligem Wetter" kann man auch getrost in die Wetterapp gucken, sonst muss man sich mehrerer Informationsquellen bedienen. :mrgreen:

netbees
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Re: Erstattung durch Krankenkasse?

Beitragvon netbees » 26.04.2017, 19:06

Ja klar,
wir haben eine Verordnung vom Arzt, einen ausführlichen Befund und einen Versorgungsvorschlag von einem autorisierten Händler bei der KK eingereicht. Trotzdem kam die Ablehnung.
Kaufen werden wir das Pino natürlich erst, wenn das Widerspruchsverfahren durch ist.
Was wir suchen sind einfach Referenzentscheidungen, bei dennen eine KK das Pino finanziert oder bezuschusst hat.
Mit Hase hatte ich natürlich schon Kontakt aufgenommen. Die konnten mir hier aber leider nicht weiter helfen.
Von Hase kam der Vorschlag die Frage hier im Forum zu stellen.

Viele Grüße,
-Axel-

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Re: Erstattung durch Krankenkasse?

Beitragvon Steini » 27.04.2017, 11:30

Hallo,

ich habe dazu früher schon mal Beiträge geschrieben, such mal.

Fazit:
Ein Tandem ist NIE Regelleistung der Krankenkassen, egal welche Diagnose / Einschränkung / Behinderung. Hierzu gibt es Gutachten, die die Erstattung ausschliessen. Auch der Widerspruch wird nichts bringen.
Eine Krankenkasse kann eine Kostenübernahme allerhöchstens als freiwillige (Werbeleistung) genehmigen, wie sie es bei vielen anderen Dingen ohne nachgewiesene medizinische Wirkung ja auch tut (Osteopathie, Homöopathie, Fitnessstudio, etc...). Hab ich bei Tandems aber noch nie erlebt (gesetzliche Kassen). Der Sachbearbeiter kann das nicht entscheiden. Funktioniert am Ehesten über Vit. B: Vielleicht kennt ja einer einen, der den Chef der örtlichen Krankenkasse kennt........

Ersatzweise Kostenträger kann sein die "Eingliederungshilfe" über Stadt oder Landkreis, hängt dann allerdings vom Einkommen ab.

Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit der Kostenübernahme durch Selbsthilfegruppen oder Stiftungen.


Grüße

Steini,
Kinder- und Jugendarzt im kassenärztlichen System

Tom

Re: Erstattung durch Krankenkasse?

Beitragvon Tom » 28.04.2017, 12:02

Steini hat geschrieben:ich habe dazu früher schon mal Beiträge geschrieben, such mal.
Stimmt: hier und hier nochmal mit Hinweis auf Sozialamt

m&f
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Re: Erstattung durch Krankenkasse?

Beitragvon m&f » 20.07.2020, 20:50

Hallo zusammen,
Nachdem ich viel in diesem Forum und an anderen Orten im Netz zu der Frage gelesen habe, ob man mit einem behinderten Kind ein Pino über Kasse oder Sozialamt finanziert bekommen kann, zwischenzeitlich relativ entmutigt war, weil scheinbar sehr überwiegend die Erfahrung gemacht wird, dass das nicht funktioniert, möchte ich nun allen, die noch in diesem anstrengenden Prozess stecken, berichten:
Bei uns hats am Ende geklappt!
Es hat ein Jahr gedauert und meines Wissens nach streiten sich Sozialamt und Kasse noch immer, wer welchen Anteil tragen muss, das kann uns aber egal sein. Dass wir diesen Streit ("soziale Teilhabe" vs. "medizinische Notwendigkeit") nicht selber vor Gericht austragen müssen, ist wohl ein Effekt des neuen BTHG. Das Sozialamt ist erstmal in Vorleistung gegangen - und zwar komplett und auf eigenes Risiko.
Sicherlich wird das nicht in jedem Fall so ausgehen, aber es ist möglich.
Neben allen individuellen Rahmenbedingungen, haben aus meiner Sicht insbesondere 2 Aspekte am Ende die Entscheidung begründet:
- das behinderte Kind ist nicht in der Lage, selbst ein Fahrrad zu steuern (hier kommt es allerdings nicht auf Tempo oder so an, was natürlich oft eine Rolle spielt, wenn es z.B. um gemeinsame Ausflüge geht, sondern einzig auf die körperlichen bzw. psychischen Voraussetzungen)
- es gibt eine medizinische Notwendigkeit, ein bestimmtes Bewegungs/ Trainingsdefizit ausgleichen zu müssen und das muss anders nicht möglich sein (zB mit Hometrainer). Dabei spielen sowohl physische als auch psychische Gesundheit eine Rolle!
Der Beantragungsprozess hat mich manchmal den letzten Nerv gekostet, aber ich habe dabei auch einige sehr positive Erfahrungen gemacht, z.B. dass sich ein Sachbearbeiter und eine Amtsärztin sehr für uns eingesetzt haben. Es hat sich am Ende jeder einzelne Nerv gelohnt. Wir können uns ein Leben ohne Pino garnicht mehr vorstellen, es ist unsere neue Freiheit nach vielen Jahren mit einem ziemlich kleinen Bewegungsradius. Meine Tochter hat einen sehr starken Bewegungsdrang, den sie aufgrund ihrer Einschränkungen nicht adäquat ausleben konnte. So ein Zustand kann über längere Zeit zu problematischen Verhaltensweisen, Autoaggressivität etc. führen. Seit wir in jeder freien Minute Pino fahren, gibt es diese Probleme nicht mehr(neben vielen anderen positiven Effekten)! Ich finde es wichtig, solche Aspekte auch bei den Kassen anzubringen, da dort leider oft nur die "Hard facts" wie Muskeltraining etc. zählen ("und das können Sie doch zu Hause machen"...).
Ich hoffe, dass noch viele Menschen mit ähnlichen Herausforderungen wie wir in den Genuss eines Pinos kommen und dass dieser Bericht vielleicht ein bissel Mut macht, es zu probieren und dran zu bleiben.
Viele Grüße
Marie


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