- Das Pino ist wendiger und läßt sich allein fast wie ein normales Fahrrad fahren. Deshalb benutzen wir es sehr viel zum Kinder wegbringen und abholen (Kindergarten, Sport)
Ich hab sehr wenig Normaltandemerfahrung (und bin mit Pino auch gar nicht so scharf drauf), aber ich glaube beim normalen Fahren macht das nicht viel aus. Dafür ist das Pinovorderrad etwas unruhig, wenn man allein fährt. Nicht daß das schlimm oder entscheidend wäre, aber ich bin sicher, besonders kritische Normaltandemfahrer würden das umgekehrt dem Pino ankreiden, was für mich auch überzogen wäre.
Aber beim Transport ist es mit manchmal ganz hiflreich, daß das Pino etwas kürzer ist als ein Normaltandem und wenn ich dann noch das Tretlager einfahre, ist es deutlich kürzer und grade in Zug und S-Bahn besser zu transportieren. Trotzdem war das sicher einer der letzten Gründe für unsere Pino-Entscheidung...
- Beide Fahrer (innen) haben beim Pino gute Aussicht
Genau!
- Unterhaltung ist beim Pino noch besser möglich, weil die Köpfe enger beieinander sind
Nicht nur Unterhaltung...
- Auf Langstrecken kann man sich abwechseln und so eine völlig andere Sitzposition einnehmen. Folge: keine Probleme mit schmerzenden Handgelenken und Hintern
Das geht aber leider nur bei nicht zu unterschiedlichen Fahrern. Wenn es wie meistens vorne eine Frau und hinten ein Mann ist, und der Mann hat 40-50kg mehr oder ist deutlich größer, ist es für die leichte Frau als Captain nur schwer möglich, daß Rad mit dem "Brocken" vorne unter Kontrolle zu halten. Und bei einem zu großen Mann kann sie nicht ausreichend vorbeischauen. Nicht zuletzt hat vielleicht die "Vorderfrau" auch wenig Lust oder Zutrauen, den Captain zu spielen. Bei uns trifft alles drei zu. Oder der Hintermann mag nicht gerne Vordermann sein, so geht es einige Freunden von mir.
Bislang kenne ich kein Paar außer Euch Ivo, das diesen Wechsel macht bzw. machen kann.
- Der vordere hat die Hände frei und kann Essen, Karte lesen etc.
Ja und Tee eingießen, Äpfel schälen, oder wie man auf dem Forumstitelfoto vielleicht sieht, mit der dicken Spiegelreflex Fotos schießen...
- Vor allem für kleinere Kinder als Beifahrer ist es viel besser geeignet
Ganz sicher, auch wenn ich damit noch keine eigene Erfahrung habe. Das Kind hat viel mehr davon und Vater oder Mutter hat es ständig im Blick.
- Gepäckunterbringung ist relativ problemlos. 2 Paare große Packtaschen sind kein Problem. Lenken läßt sich immer noch gut.
Ja, das ist definitiv besser als beim normalen Tandem. Die Gewichtsverteilung und Höhe des Lowriders ist viel besser und das Lenkverhalten wird nicht beeinflußt wie bei einem normalen Vorderradlowrider.
Beim neuen Pino bzw. beim neuen Lowrider (vielleicht geht der auch ans alte) ist der Befestigungsbügel außerdem länger, sodaß man sogar vier Taschen an den Lowrider bekommt (plus zwei an den normalen Gepäckträger). Laut Hase sogar vier große Ortliebbackroller, dann stößt der Hintermann aber unserer (kurzen) Erfahrung nach mit den Fußspitzen dagegen, optimal sind zwei Back- und zwei Frontroller, also an jeder Seite des Lowriders ein Back- und ein Frontroller.
Insgesamt ist mit dem neuen/längeren Lowrider das Thema Reisen/Gepäck problemlos im Gegensatz zu Normaltandems, grade für größeres Gepäck zum Zelten.
- Ein Nachteil gibt es: wenn es regnet, wird man vorne schneller und gründlicher naß, als es in normaler sitzposition der Fall ist.
Ja, eine Regenhose gehört für den Vorderen zur Regenjacke immer dazu, während ich hinten bzw. auf Normalrädern fast immer auch bei Regen nur mit Radhose fahre, die Beine arbeiten ja...
Außerdem öfter Sonnenschutz auf die Beine.
Auch ist es für den Vorderen etwas kühler. Das kann aber mal besser, mal schlechter sein.
Außerdem müssen sich die Beinmuskeln meist erst an diese Liegeradposition gewöhnen. Und in der Regel sollte man vorne (SPD-)Klickschuhe verwenden, da sonst die Gefahr das Abrutschens von den Pedalen höher ist als auf dem Normalrad und man dann leichter das Gleichgewicht auf der vorderen Position verlieren kann. Mit Klicks fährt man dagagen wie angeschnallt und sorgloser als auf jedem anderen Rad
Insgesamt für und uns daher alles kein schwerwiegenden Nachteile.
Ich würde aber noch mehr Unterschiede anführen. Neben der Sicht für beide kann man (zumindest für uns) den Hauptvorteil des Pino fast in einen Begriff fassen:
Die vordere Person wird auf Händen getragen!
Neben der tollen Sicht und dem Kinofeeling und der Kommunikation kein schmerzender Hintern, Hände oder Schulter, wenn man noch Federgabel dazu hat quasi wie ein bequemer Sessel, dazu die Freiheit, da vorne wie schon erwähnt fast machen zu können, was man will, dann der Freilauf, so daß der Vordere treten bzw. Pause machen kann wann er will.
Genau diese Vorteile führen aber glaube ich bei eher konservativen oder erfahrenen Radlern manchmal zu recht großen Vorurteilen, nach dem Motto "Na ja, für Senioren vielleicht, aber wenn man es ein wenig flott und sportlich haben will, ist so eine Gartenstuhl nichts...". Ich habe auch schon öfter vorn Normalradlern gehört, das Pino wäre sehr langsam und unaerodynamisch. Grundsätzlich mag das vielleicht sein, aber erstens gibt es ja für Eilige inzwischen die Renn- und Titanversion des Pino, die es denke ich - auch wenn noch nicht selbst gefahren- mit jedem Renntandem aufnehmen kann. Und Zweitens ist es den Pinofahrern eher wurscht, ob ihr Tandem vielleicht 2 km langsamer ist als ein anderes, die meisten sind mit dem Pino eh schon eineinhalb- bis zweimal so schnell wie vorher zusammen auf zwei getrennten Rädern...
Ich würde überhaupt sagen, die Entscheidung für oder gegen Pino steht und fällt mit Vorderfrau/mann, meist fällt die Entscheidung ziemlich schnell oder sogar nur optisch. Meine sonst eher ängstliche und zurückhaltende Frau hat sich von der ersten Fahrt vom ersten Meter an vorne wohlgefühlt, andere mutigere Bekannte, Männer wie Frauen, sehen das Pino nur einmal kurz und sagen "Ne, laß mal, bei dem Gedanken fühl ich mich unwohl...". Und tendenziell ist dieses Unwohlfühlen eher bei Leuten mit mehr Normalraderfahrung bzw. -gewöhnung ausgeprägt, Leute mit sehr wenig Raderfahrung haben oft weniger Hemmungen vorne, mehr Zutrauen in den Hintermann und weniger das (mehr oder weniger unbewußte) Verlangen selbst steuern zu wollen.
Ein Nachteil könnte noch die Eignung für zwei schwere Fahrer sein. Auch mit viel Gepäck hab ich mich bisher mit dem Pino wohlgefühlt, aber wenn ich mal statt den 46kg meiner Frau einen 30kg schwerern Freund vorne habe (was ja noch nicht unbedingt viel ist), hab ich das Gefühl, das Rad ist mit der Belastung ziemlich an der Grenze. Rahmen, Verwindung, indirekte Lenkung, Reifen, etc.. Nicht dass es nicht geht, aber viel mehr sollte es nicht sein, die Abstimmung zwischen Fahrer und Beifahrer sollte dann schon stimmen, mit einem unerfahrenen oder "wilden" Beifahrer oder vielleicht sogar noch Fahrer würde man sich dann auf Dauer nicht wohl fühlen. Für zwei wirklich schwere Personen halte ich das Pino daher für weniger geeignet.
Nur, ich hab keine Ahnung, wie das beim Normaltandem ist, vielleicht ist es da genauso, zwei Laufräder und ein Rahmen kommen vielleicht einfach ab 300 oder 400 Pfund an ihre Grenzen...
Eine weitere Eigenart, ist, daß das Pino oft sehr sehr auffällig ist, wesentlich mehr als ein "normales" Tandem. Ich habe auch schon einige exotische Liegeräder gehabt, aber die sind in den letzten zehn Jahren so populär geworden, daß die bei weitem nicht mehr so ein Interesse erregen wie ein Pino.
Das ist nicht zwangweise ein Nachteil, manchmal genießt man es, manchmal geht einem das Gegaffe auf den Keks, manchmal denkt man "Sapperlot, warum guckt heute denn kein Schwein?".
Man sollte sich jedenfalls vorher dessen bewußt sein.
Hmm, ich denke, ich werde auch einen Beitrag zu Unterschieden altes - neues Pino aufmachen. Wir habe kürzlich auf unserem "Pino 2" Thomas aus Darmstadt getroffen, der ein "Pino 1" steuert und er hat uns einige Unterschiede/Neuerungen gezeigt, die wir noch gar nicht kannten. Vielleicht schaut er ja auch mal ins Forum und ergänzt meine Liste dann noch.
Besten Gruß
Jo