angesichts der schönen Urlaubsschilderungen in diesem Forum habe ich mich nicht getraut, den nachfolgenden Bericht über unser Urlaubserlebnis in den Bereich „Reisen, Touren & Tips“ zu stellen. Naja, vielleicht gehört er da auch nicht hin. Auch im Bereich „Schrauberkram und so …“ ist der Bericht nicht so ganz richtig aufgehoben, da eigentlich nichts mehr zu schrauben war. Aber zur Sache:
Ende August sind wir mit dem Pino(t) noir auf dem Heckträger unseres Autos an die französische Atlantikküste gefahren. Aufgrund des hervorragenden Karten-, Bild- und Infomaterial der verschiedenen Touristenbüros hatten wir uns zu einem Aufenthalt in einer Ferienanlage in der Nähe von Lacanau-Ocean entschieden. Wir wollten von dort aus ausgiebige Radtouren auf den vielgepriesenen Fahrradwegen entlang der Küste und in das Hinterland machen. Dieses ist uns allerdings nur bedingt gelungen, da wir bereits am vierten Tag unseres Aufenthalts einen ziemlich hässlichen Unfall hatten.
Während der Radtour an diesem Tage stellte ich eine eigentümliche Eigendynamik des Vorderrades fest. Ich vermutete zunächst einen schleichenden Plattfuß, durch den ein schwammiges Lenkgefühl verursacht wird. Wir hielten also an und kontrollierten das Vorderrad, doch der Marathon Plus erfreute sich bester Gesundheit. Auch die Federgabel und das Lenkkopflager gaben keinen Anlass zu Beschwerden.
Also setzten wir unseren Weg fort, da wir gerade einmal vierzig Kilometer gefahren waren und noch einiges vor uns hatten. Nach ca. 3 – 4 Kilometern hatte ich wieder das Gefühl, dass etwas mit dem Vorderrad nicht stimmt und bremste langsam ab. In diesem Moment scherte das Vorderrad samt Vorbau nach links aus, der Rest des Rades ging in den Sinkflug und wir legten einen sauberen Salto (naja, mich hat´s hingehauen wie einen nassen Sack) auf den Asphalt. An einzelne Passagen des Fluges können wir uns beide nicht mehr erinnern, ich weiß nur, dass ich meine Frau zum ersten Mal auf dem Pino überholt habe. Ich habe also zuerst den Untergrund erforscht und dann den Aufprall meiner Frau ein wenig abgedämpft.
Glück im Unglück:
- An der Stelle war der Radweg mindestens 8 – 10 Meter von der Straße entfernt, so dass keine Gefahr bestand, dass wir einem motorisierten Verkehrsteilnehmer vor die Räder fallen;
andere Radfahrer kamen uns zwar entgegen, waren aber glücklicherweise weit genug entfernt, um unseren Stunt gebührend bewundern und rechtzeitig anhalten zu können (im Nachhinein stört mich der fehlende Applaus);
wegen des vorausgegangenen unsicheren Lenkgefühls sind wir langsamer als gewöhnlich gefahren und unsere Schutzengel hatten Gelegenheit auf gleicher Höhe zu fliegen.
Der Ausleger samt Vorderrad ist direkt vor dem quer eingeschweißten Rohr für die Sitzbefestigung abgerissen.
Die Bruchstelle war vorher nicht erkennbar, da sie sich unmittelbar unter der Vorderkante der Sitzfläche befand. Durch den Aufprall auf den Boden wurden der Lowrider und der Ständer in eine völlig neue Form gebracht – irgendwie runder, aber sehr unpraktisch.
Wir haben uns bei dem Sturz zwar „nur“ einige Prellungen, Schürfungen und blaue Flecke zugezogen, hatten damit in den nächsten Tagen allerdings noch einigen Spaß. Für das Pino(t) noir bedeutete dieser Tag jedoch nach zwei Jahren und einem Monat und 9.603 gefahrenen Kilometern das endgültige Aus.
Für unsere ursprünglich Urlaubsplanung allerdings auch.
Die Details der folgenden „Bergungsaktion“ will ich Euch an dieser Stelle ersparen. Wir haben die Reste des Rades auf jeden Fall wieder zu unserem Urlaubsdomizil transportieren können und ich habe mich am folgenden Tag mit dem Händler meines Vertrauens, der Firma Tri-Mobil in Bochum, in Verbindung gesetzt. Ich habe den Unfall per SMS geschildert und ein Foto übersandt und darum gebeten, dass der Sachverhalt bereits vorab an die Firma Hase weitergegeben wird. Eine Rückantwort auf meine SMS habe ich schon nach etwas mehr als einer Stunde erhalten und auch die Zusicherung, dass die Schilderung nebst Bild an Hase weitergeleitet wurde. Auch die Firma Hase hat umgehend reagiert und gebeten, dass wir das Wrack nach unserem Urlaub gar nicht erst zu unserem Händler, sondern direkt nach Waltrop bringen. Für Ortsunkundige: Waltrop, Bochum und Recklinghausen liegen nicht wirklich weit auseinander.
Wir haben den Rest unseres Urlaubs irgendwie verbracht (die Gegend dort am Atlantik ist echt nicht unsere Welt), hatten allerdings noch einige wunderschöne Tage in Franken (obwohl die dort noch geplanten Radtouren ebenfalls ausfallen mussten).
Nach unserer Rückkehr haben wir die Radreste am 22.09.2009 bei Hase in Waltrop abgeliefert. Seit vergangenem Freitag, den 09.10.2009, sind wir nun stolze Besitzer eines weißen Pinos. Unsere Begeisterung für das Rad ist trotz des hässlichen Zwischenfalls ungebrochen und ich will an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich betonen, dass die Betreuung durch die Mitarbeiter der Firma Tri-Mobil wirklich beispielhaft gut war.
Zudem möchte ich hier noch einige Fakten nennen:
Bei unserem ursprünglichen Pino handelte es sich um ein Rad aus dem Jahr 2007 mit einem Stahlrahmen. Das Rad war zum Zeitpunkt des Rahmenbruchs knapp 10.000 km gelaufen. Auf den Touren haben wir in der Regel nur das übliche Tagesgepäck (Regenzeug, Kleidung, Proviant, Kleinteile) mitgeführt und sind immer nur auf normalen Straßen und Wegen unterwegs gewesen. Auf Downhill-Abfahrten sowie das Herauf- oder Herunterfahren von Bürgersteigen haben wir gänzlich verzichtet - und Tibet lag definitiv nicht auf unserer Route.
Der aufgetretene Schaden ist, nach Rücksprache mit der Firma Hase und nach eigener Einschätzung (ich bin allerdings beileibe kein Fachmann), nur durch einen Fehler in der Schweißnaht des Querrohrs zu erklären. Auf jeden Fall werde ich die Stelle bei unserem neuen Rahmen (wieder aus Stahl) im Auge behalten.
So. Und jetzt ab auf´s Rad! Kilometer machen! Schließlich haben wir Nachholbedarf.
Gruß
Uli