Wir haben den add-e für das Pino montiert und ausprobiert. Von den Erfahrungen möchte ich berichten. Doch vorab: Ich möchte als Purist nicht dauerhaft einen Motor montiert haben und diesen nur bei Fahrten einsetzten, bei denen ich ihn wirklich brauchen werde. Da kam die Idee von add-e ganz gelegen, denn die Motoreinheit wird mit einer Imbusschraube gelöst, der Akku sitzt im Flaschenhalter. Beides wiegt nur um die 2 kg zusammen. Nur die Sensoren und die Montageplatte bleiben am Rad.
Unsere Situation: Meine Frau sitzt leider im Rollstuhl, ich setze sie mit Helfern vorn in den Sitz, klicke die Füße ein und muß das Pino allein bewegen. Der Rollstuhl wird gefaltet auf einem Weber Monoporter Anhänger transportiert. Mit Reisegepäck kommt die ganze Fuhre auf mehr als 200 kg. In der Ebene klappt das ganz gut. Wir sind damit in den Jahren Prag – Magdeburg – Berlin Spreewald, Kopenhagen – Berlin, Amsterdam – Leer, Spreewald – Stettiner Haff auf Urlaubsfahrten gefahren. Jetzt hatten wir uns den Tauernradweg Krimml- Passau – Linz (Variante über Lofer) vorgenommen, alles mit Bahnanfahrt. Und bei den Steigungen, und nur da, komme ich an meine Grenzen. Der add-e sollte helfen, das sollte ein Versuch wert sein.
Montage:
Eigesetzt wurde die stärkere Motorvariante, der Akku hat 160 Wh. Am Stahlpino von 2007 wurde die Montageplatte an der Ständerplatte zwischen Tretlager und Hinterreifen angeschraubt. Die Schaltzüge waren im Weg, dafür habe ich Rillen und Aussparungen in die Platte, die aus Plastik ist, gefeilt. Ein Bremsschlauch mußte oberhalb des Tretlagers verlegt werden. Zur weiteren Montage Platte und der Sensoren mußte das Tretlager demontiert werden. Bei dem Setzen der Sensormagnete in die Schraubenhöhlen am kleinen Kettenblatt muß man sehr auf gleiche Polarität achten. Es werden 5 kleine, sehr starke Magneten geliefert, die man am Besten alle miteinander quasi wie einen Stab in die Hand nimmt und damit an den Schraubenlöchern vorbeigleitet. Dabei flutscht der jeweilige Magnet in der richtigen Polarität hinein. Das habe ich anfangs verkehrt gemacht, die Magneten einzeln in die Hand genommen, und schon war es verpolt, ohne das ich es merkte. Die rote Originalmarkierung war schnell weggewischt. Es funktionierte dann nichts erwartungsgemäß, Fluche und sinnlose Versuche waren die Folge, bis der Fehler erkannt war. Der add-e Film und das Handbuch sind da zu wenig hilfreich.
Fahrerfahrungen:
Bei steilen Anstiegen bei unserer Fuhre hilft der Motor wenig. Er springt an, wenn man 7 km/h erreicht hat. Im leichtesten Gang, großes Ritzel, kleines Blatt, und hoher Trittfrequenz steige ich aus, wenn meine Herzfrequenz mir zu schnell wird. Dann muß ich schieben (richtig schwer) oder – was immer geklappt hat – auf Hilfe warten, nette Radler, die mit schieben, oder an einem bereit gehaltenen Seil mit ziehen, oder sogar beides. (Das war nötig an dem Waldweg an der Landesgrenze bei Schneitzelreuth, für die, die den Tauernradweg kennen).
Bei längeren, sanfteren Anstiegen (ja, ich weiß, das ist schwer zu kategorisieren!), hilft der Motor dagegen sehr, auch bei dieser schweren Last. Denn da kann man sich ohne ganz schön kaputtarbeiten. Dabei ist es wichtig, die Steigung mit einer höheren Geschwindigkeit anzufahren –ich wurde teilweise mit 20 km/h hochgeschoben – die Geschwindigkeit möglichst lange zu halten, und wenn es dann steiler wird, hat man eine Menge Kraft gespart, um den Rest zu treten. (Beispiel: Bad Reichenhall, Steigung vor Marzell Richtung Salzburg), Offenbar braucht der Motor die höhere Umdrehungszahl, um wirken zu können.
Eingesetzt wurde der Motor auf der Gesamttour etwa 20 – 25 mal für ganz kurze Strecken oder maximal 1 km. Danach war er wieder abgeschaltet. Einsatz täglich 1 – 4 x. Der Akku war abends nie leer. Der Motor reibt mit seinem Antrieb direkt auf dem Hinterreifen, da ist Abrieb zu erwarten. Der Marathon 47 mm green-guard hatte vorher etwa 2000 km drauf, der Motor hat in der Zeit das Profil auf 1 mm Tiefe plattgefahren. Nach einiger Zeit rutschte er durch, schwarzes Gummipulver klebte an der Reibrolle. Ich habe den Motor dann neu positioniert (Feineinstellung geht leicht) und danach keinen Abrieb oder Durchrutschen festgestellt. Ich kann also nicht sagen, ob ich die Andruckposition zu zaghaft eingestellt habe, oder die Rolle erst ihr Bett einfräst.
Fazit
Uns hat der add-e bei der Tour (420 km) doch geholfen, aber erst, nachdem ich gelernt hatte, wie und wann man ihn einsetzt, und wann man keine Wunder erwarten kann. Bei uns zu Haus kann ich damit Anstiege fahren, die ich sonst schieben mußte.
Über langfristigen Verschleiß kann ich nichts berichten. Wenn der Motor demontiert ist, fehlen leider Schutzkappen für die freiliegenden Kabel. Der Sensorstecker erscheint sehr filigran. Die Reibrolle sieht noch gut aus.
Hans-Jürgen

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